Eichwalder Str. 2, 15537 Gosen-Neu Zittau
Historie
Gründung Gosens
Gosen entstand durch die Ansiedlungsmaßnahmen Friedrich des Großen (1712 - 1786). Er wollte das Land bevölkern. In Brandenburg wurden von ihm damals 260 ähnliche Kolonien gegründet und rund 100.000 Menschen angesiedelt.Friedrich erkannte, dass es notwendig war, vom Ausland unabhängig zu sein, die Produktion des eigenen Landes zu heben und leistungsfähig zu bleiben. Spinnerei und Weberei waren zu damaliger Zeit in Preußen auf niedrigem Niveau. Die Hebung dieser Gewerbe musste realisiert werden, wenn das Land nicht zurückbleiben sollte.Bekannt ist, dass die Seidenindustrie des Königs Lieblingsthema war. Mit Nachdruck ließ er Maulbeerbäume zur Pflege der Seidenraupenzucht pflanzen. Leider ist heute keiner mehr in Gosen vorhanden.Um sein Ziel zu erreichen, brauchte Friedrich der Große erfahrene Arbeiter. So zog er sie aus fremden Staaten heran - aus Holland, Sachsen und der Pfalz und gewährte ihnen günstige Bedingungen zur Ansiedlung. Mit der Besiedlung beauftragte er Kriegsrat Pfeiffer. Im Jahre 1751 legte Pfeiffer den Plan vor, auch in der Nähe von Wernsdorf zwei Dörfer zu gründen und in ihnen Spinner und Weber anzusiedeln - Gosen und Neu Zittau.Friedrich stellte für jedes Dorf 6000 Reichstaler bereit. Ab 1752 wurde der Plan realisiert. Die Gründung Gosens war damit beschlossen und erfolgte umgehend. Bereits im Plan wurde der Name „Gosen“ festgelegt, ohne jemals zu begründen, warum er gewählt wurde.Vermutlich wurde Gosen nach jener Landschaft Ägyptens benannt, von der die Siedler aus der Bibel wussten, dass dort „Milch und Honig“ flossen. Vielleicht sollte dies Anreize zum Siedeln im neuen Ort „Gosen“ sein? Umso mehr waren die ersten Siedler enttäuscht, als sie nur karges Brachland und morastigen Sumpfwald vorfanden. Sie hatten zwar neue Wohnhäuser, aber fast alle der 50 Doppelhäuser waren mangelhaft. Das erste Haus war das Krughaus, das spätere Gasthaus zur Friedenseiche. Es bot den Bauhandwerkern Unterkunft und Verpflegung.An Schulbetrieb war in Gosen lange nicht zu denken. Im Jahr 1797 - also 45 Jahre nach der Gründung Gosens gab es den ersten belegten Kostenvoranschlag nebst Zeichnung zur „Erbauung eines Schulhauses im Kolonisten- und Spinnerdorf Gosen“. Die Kosten wurden auf 300 Reichstaler veranschlagt und das Gebäude im Jahr 1798 fertig gestellt.
Ausflugsgaststätte "Schillerwarte"
Im Jahr 1905 wurde auf der Höhe der Gosener Berge das Ausflugslokal "Schillerwarte" errichtet. Der Name erinnert an die 100-jährige Wiederkehr des Todesjahres Friedrich Schillers. Bereits 1906 erhielt die "Schillerwarte" einen Aussichtsturm für einen schönen Rundblick in die Umgebung. In den letzten Tagen des II. Weltkriegs erhielt der Turm auf der Ostseite einen Treffer. Darum war nach Kriegsende in der "Schillerwarte" der Gaststättenbetrieb auf einen Ausschank reduziert. Der Aussichtsturm konnte gegen geringes Entgelt bestiegen werden. Betrieben wurden Turm und Gaststätte von Familie Irrgang - ohne Strom und nur mit Kerzenlicht erleuchtet.
Die ursprüngliche Wasserversorgung über einen 70 m tiefen Brunnen funktionierte mangels Strom ebenfalls nicht mehr, so dass das Wasser aus der Eichwalder Straße in Gosen heraufgetragen werden musste. Der Ausschank wurde 1957 geschlossen und die Schillerwarte verfiel. Durch Diebstahl und Vandalismus verschwanden Mobiliar, Türen, Fenster und Steine. Der Volksmund sagt: Letztere finden sich in der einen oder anderen Mauer Gosens wieder. Ab Anfang der 1970-er Jahre wurde das Gelände vom Ministerium für Staatssicherheit und vom Ministerium des Inneren der DDR genutzt und für die Bewohner Gosens gesperrt. Heute sind noch Reste des Fundaments der "Schillerwarte" und einige Kastanienbäume des ehemaligen Biergartens nachweisbar.
Kalksandsteinfabrik
Die Bedingungen für die Herstellung von Kalksandsteinen in Gosen waren günstig. Es gab geeigneten Sand und ideale Transportmöglichkeiten für die Steine auf dem Wasserweg. Mit den Gründerjahren war in der Hauptstadt eine rege Bautätigkeit in Gang gekommen. Darum wurde ab 1904 am Ende des Eichwalder Ausbaus für etwa 500.000 Reichsmark eine Kalksandsteinfabrik errichtet. Sie bestand aus einem großen Fabrikgebäude einschließlich Kalkmühle. Auf der Südseite des Geländes befand sich ein Ringofen mit einem 45 m hohen Schornstein. Später kam ein Kalkbrennofen mit einem zweiten Schornstein hinzu.Am See gab es eine Landungsbrücke, von der aus die Steine auf Kähne verladen wurden. Aus Lizenzgründen musste der Sand mit einer Werkbahn vom Grossmannsberg geholt werden. Der dabei entstandene „Schacht“ wurde später als Mülldeponie Wernsdorf genutzt. Die Produktionsarbeiter waren aus Schlesien angeworben. Das Werk wurde 1928 umgebaut und produzierte bis 1932 täglich ca. 65.000 Steine. Dann stellte es den Betrieb ein. Die Schornsteine wurden zu Beginn des II. Weltkrieges gesprengt. Im Eichwalder Ausbau befindet sich noch ein flaches Gebäude und Reste einer Stützmauer, die zur Fabrik gehört hatten. Auch Reste des Werbahndammes sind entlang des Eichwalder Ausbaues noch zu erkennen. An der Ecke zur Eichwalder Straße steht das ehemalige Verwaltungsgebäude des Werkes. Es wurde bis 2021 noch als Kindergarten genutzt. Jetzt wird es ein Wohnhaus.
Ausflugsgaststätte "Alte Berliner Schweiz"
Die Ausflugsgaststätte „Alte Berliner Schweiz“ befand sich auf dem Zwiebusch nahe der Gosener Berge am Ufer des Seddinsees (gegenüber der Insel Seddinwall). Sie wurde von Heinrich Krüger aus Schmöckwitz betrieben. Es war ein reich gegliedertes Fachwerkgebäude mit Theken für Speisen, Getränke und einer seitlich zugänglichen Kaffeeküche. Davor standen die in Gartenlokalen seinerzeit üblichen Tische und Stühle, an denen sich Familien mit Kindern niederlassen konnten. Hohe Bäume spendeten Schatten. Im Dachgeschoss wohnte die Pächterfamilie. Neben dem Gartenlokal befanden sich zwei große hölzerne Tanz- und Festsäle. In den Seddinsee hinein war ein Steg gebaut, der auch größeren Dampfern das Anlegen erlaubte. Zahlreiche Ausflügler aus Berlin kamen in die Berliner Schweiz, um Erholung und Entspannung zu finden. Heinrich Krüger betrieb dafür einen Fährverkehr zwischen Schmöckwitz und dem Zwiebusch. Das Anwesen gehörte ursprünglich Paul Porth, Landwirt auf dem Zwiebusch. Später ging es in den Besitz der Familie Seeger über. Im II. Weltkrieg wurde die Gaststätte bei einem Luftangriff zerstört und nicht wieder aufgebaut. In den Nachkriegsjahren sind Teile des Geländes parzelliert worden. Heute ist es nicht mehr öffentlich zugänglich.
Gaststätte Märkischer Hof
Der „Märkische Hof“, Storkower Straße 5 wurde um 1880 von Adolf Knoblich errichtet. Es war zunächst ein eingeschossiges Gebäude mit einer zweifenstrigen Gaube. Ebenso wie das 1910 erbaute Haus Storkower Str. 1 steht der „Märkische Hof“ durch Bebauung der ursprünglich vorhandenen Vorgärten direkt am Bürgersteig. Dabei wurde die historische Häuserflucht aufgegeben. An der rechten Seite des Hauses war der Eingang zu einem Kolonialwarenladen. Links neben der Gaststube befanden sich zwei einzeln vermietete Zimmer. Hier war auch früher die Posthaltestelle.
Gaststätte Alter Krug / Friedenseiche
Inhaber des Gasthauses war Alfred Hartkopf. Über der Eingangstür befand sich ein Glaskasten, der „Böhmisches Bier“ anpries. Das Gebäude selbst ist das älteste des von Friedrich II. in den Jahren 1752/53 gegründeten Spinnerdorfes Gosen. Es diente der Unterbringung und Beköstigung der Bauhandwerker für die 50 Doppelhäuser der kreuzförmigen Dorfanlage.Älteste bekannte Betreiberin ist die Witwe Hartmann. Später wechselte die Inhaberschaft zu Wilhelm Müller. Weitere Besitzer waren Herr Teeger und nach 1945 Frau Hoffmann. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde rechts neben dem Gebäude ein großer Tanzsaal angebaut. Er verfiel nach Ende des II. Weltkrieges und wurde Ende der 60-er Jahre abgerissen. Die Kommunale Wohnungsverwaltung übernahm die Gaststätte und baute sie zu Wohnzwecken um. Viele Jahre später wurde der ehemalige Gaststättenbereich erneut umgebaut und durch Neubauten erweitert. Es entstehen acht altersgerechte Wohnungen.
Friseur Hoppmann, das alte Haus
Das Haus der Familie Hoppmann - Gosen Nr. 63 (alte Nummerierung) - war ursprünglich mit Stroh gedeckt. Hoppmann, der von östlich der Oder zugewandert war, um hier seinen Meisterbrief zu erwerben, heiratete eine Berlinerin und kaufte sich das Haus in Gosen. Auf einem Werbeschild im Vorgarten bot er seine Dienste an:
„Rasir, Frisir & Haarschneide Salon Alfred Hoppmann. Heilgehülfe, Masseur, Freigegebene Apothekerwaren.“
An der Hauswand neben dem Fensterladen war das Becken – Zunftzeichen der Bader und Friseure – angebracht. Das Haus befand sich hinter dem später erbauten Haus Storkower Straße 1 und wurde erst nach der Jahrtausendwende (Januar/ Februar 2004) im Rahmen eines Um- und Erweiterungsbaues abgerissen. Heute ist die Fläche Hof und Parkplatz für Anlieger.
Die Bockwindmühle
Eine Bockwindmühle stand hinter der jetzigen Tankstelle in Gosen (Am Mühlenberg). Die erste Erbpachtverschreibung für diese Windmühle datiert vom 19. September 1771. Der erste Müller hieß Leichzenring. Für diese Mühle wurde jährlich ein Mühlenkanon von 40 Talern erhoben. Außerdem erhielt die Mühle vier Morgen Acker und zwei Morgen Wiesen gegen einen jährlichen Zins von 10 Groschen für den Morgen. 1796 verpachtete der damalige Müller die vier Morgen Acker an den Müller in Neu Zittau, weil sie in der Nähe des Neu Zittauer Mühlengrundstücks liegend, zu abgelegen von Gosen waren. Anfang des 19. Jahrhunderts war Johann Friedrich Liebisch Müller in Gosen. Er wurde nach Aufhörung des Mahlzwanges 1810 entschädigt. 1832 verkaufte er die Mühle an den Müllermeister Happe, dieser 1844 an Johann Häcker und dieser wiederum 1845 an den Mühlenbescheider Albert Leberecht Bartsch aus Berlin für 3350 Taler. Letzter Besitzer war Eduard Lübke. Die Namen aller Müller in Neu Zittau und Gosen sind nicht vorhanden. Durch einen Blitzschlag ging die Mühle in Flammen auf und brach allmählich zusammen, bis sie dann etwa 1910 abgerissen wurde. Das scheint das Schicksal der meisten Bockwindmühlen gewesen zu sein, was bei einem Holzbau kaum zu vermeiden war.